Das Dekanat Rothenburg in Geschichte und Gegenwart

Das Dekanat Rothenburg hat reichsstädtische, markgräfliche und hohenlohische Wurzeln, d.h. die 32 Kirchengemeinden des Dekanates, in denen ca. 16.500 evangelische Christen leben, gehörten in vorbayerischer Zeit überwiegend dem Territorium der Reichsstadt Rothenburg an, einige aber auch dem der Ansbacher Markgrafen und der Fürsten von Hohenlohe. Im Rothenburger Dekanat des heutigen Zuschnittes sind 1973 zwei frühere Dekanate aufgegangen: Die vormaligen Dekanate Rothenburg und Insingen.

Das Dekanat Insingen wiederum war 1810 aus den früher rothenburgischen Pfarreien Bettenfeld, Diebach (mit der Tochterkirchengemeinde Faulenberg), Erzberg, Gailnau, Insingen, Lohr (mit der Tochterkirchengemeinde Bockenfeld), Oestheim, Wettringen, Wörnitz und den früher hohenlohischen Pfarreien Frankenheim-Schillingsfürst und Gastenfelden (mit der Tochterkirchengemeinde Hagenau) gebildet worden (Gastenfelden gehört inzwischen zum Dekanat Leutershausen). Das „alte“ Dekanat Rothenburg (vor der Vereinigung mit Insingen) umfasste 1810 die ehemals reichsstädtischen Gemeinden Adelshofen, Bettwar, Detwang, Gattenhofen, Habelsee, Kirnberg, Leuzenbronn, Mörlbach, Neusitz, Ohrenbach, Rothenburg-Hlg. Geist, Rothenburg-St. Jakob, Rothenburg-St. Leonhard (jetzt Gebsattel), Schweinsdorf, Steinach an der Ens, Steinsfeld, Tauberscheckenbach und Tauberzell. 1884 kam Windelsbach mit der Tochterkirchengemeinde Preuntsfelden vom Dekanat Leutershausen dazu.
Vor 1810 gehörten zum Dekanat Rothenburg auch die württembergischen Gemeinden Brettheim (mit der Tochterkirche in Reubach), Finsterlohr, Gammesfeld, Hausen am Bach, Leuzendorf, Lichtel, Oberstetten, Schmerbach und Wildentierbach.
Heute noch sind im Dekanat Rothenburg die Gemeinden der Südregion, also das frühere Dekanat Insingen, als kirchlicher Lebensbereich mit eigener Prägung erkennbar. Heute noch gibt es zwischen den Gemeinden des Dekanates Rothenburg und den benachbarten württembergischen Dekanaten vielfältige Beziehungen. Und heute noch steht das Dekanat Rothenburg zum Dekanat Leutershausen in einer Nachbarschaft besonderer Güte.

In der Reformationsgeschichte unserer Gegend fehlen die großen Namen. Hier ist eine Stadt und eine Region ins Evangelischsein hineingewachsen, nicht sonderlich spektakulär, aber sehr beständig. Es hat sich eine lebensfähige Volkskirche entwickelt, in der die Pfarrerinnen und Pfarrer ihre Aufgabe haben, wo man von ihnen und der Kirche auch erfreulich viel erwartet, in der aber die Gestaltung des kirchlichen Lebens nicht als Angelegenheit von Funktionären, sondern als ureigene Sache der Gemeinschaft der Menschen gesehen wird.
Die Gemeinden unseres Dekanates, allesamt alte, traditionsreiche Gemeinden, haben kirchliche Kunst von hohem Rang und in großer Breite hervorgebracht und die Kirchenmusik sehr gepflegt. Rothenburg ist seit langem ein Zentrum der Kirchenmusik, und die Orgeln vieler unserer Dorfkirchen erzählen davon, wie sehr die Kirchenmusik auch in den Landgemeinden gepflegt worden ist.
Die Gemeinden haben aber nicht nur diese Kunstschätze gestaltet und bewahrt. Die Kirchen und Kunstwerke haben auch die Gemeinden gestaltet. Wir wissen viel von dieser Wechselwirkung.
Zur jüngeren Geschichte unseres Dekanates, noch mehr aber zu seiner lebendigen Gegenwart, gehört unsere Partnerschaft mit dem Dekanat Hai East in der Norddiözese Tansanias. Im Jahr 2001 gab es eine wohl einmalige Frucht dieser Partnerschaft zu ernten: Die neue Orgel für die Rothenburger Gottesackerkirche wurde in Tansania gebaut, in der Handwerkerschule in Hai, die unser Hauptpartnerschaftsprojekt ist. Dort lebt und arbeitet eine Familie aus unserem Dekanat, Rainer und Barbara Kammleiter mit drei Kindern im Dienst des Missionswerkes unserer Landeskirche.

 

Das Dekanat Rothenburg ist in mancher Hinsicht ein modernes Dekanat.

  • Wir sind modern, denn wir sind nahe dran an den Menschen. Das hat sich z. B. bei der letzten Kirchenvorstandswahl mit ihrer erfreulichen Wahlbeteiligung gezeigt.
  • Wir sind ein modernes Dekanat, weil uns zwar unsere Kirchtürme lieb und wert sind, weil wir aber doch nicht in einem Kirchturmhorizont befangen sind. Wir haben die Nachbargemeinden, die Regionen und auch die Nachbardekanate im Blick und pflegen gute ökumenische Kontakte.
  • Wir sind ein modernes Dekanat; denn die Welt kommt zu uns zu Gast – und daraus entwickeln sich viele Beziehungen.

Aus einem Bericht von Dekan Wünsch vor der Dekanatssynode